Anton Bruckner Portrait 1894

“Jetzt regiere ich” – Bruckner zum 200. Geburtstag

Stellen Sie sich vor: Anton Bruckner, der große österreichische Komponist, erwacht zu seinem 200. Geburtstag im Jahre 1924 und findet sich in einer Welt wieder, die von seiner Musik geradezu besessen ist. “Jetzt regiere ich”, denkt er sich und schüttelt ungläubig den Kopf. In der heutigen Zeit ist Bruckner überall. Seine Sinfonien werden rund um die Uhr gespielt, im Radio, im Fernsehen, sogar in den Fahrstühlen und manchmal im WC! “Sollte man mich nicht erst einmal vorstellen, bevor ich in den Ohren der Menschen regiere?”, fragt er sich und lacht leise.

Doch Bruckner, der tief in der religiösen Tradition der katholischen Kirche verwurzelt war, ist nicht ganz zufrieden mit all dem Ruhm. Er blättert durch seine zahlreichen Kalendernotizen über täglich gesprochene Gebete und denkt: “Habe ich nicht komponiert, um Gott zu ehren? Wo sind die Gebete in all dieser Musik?” Und dann gibt es da diese moderne Welt, die so ganz anders ist als seine eigene. Er sieht Menschen, die mit kleinen Kästen in der Hand durch die Straßen laufen und dabei Musik hören. “Meine Musik in diesen Kästen? Unvorstellbar!”, murmelt er.

Bruckner, der allzu derbe Scherze missbilligte und einen gewissen Hang zur Schwermut hatte, findet sich in einer Welt wieder, die vor Humor sprüht. Er hört Witze über sich selbst und kann nicht umhin, zu lächeln. “Vielleicht sollte ich lernen, über mich selbst zu lachen”, denkt er. Inmitten all des Trubels und des Ruhms bleibt Bruckner jedoch bescheiden. Er betet weiterhin und hofft, dass seine Musik die Menschen dazu inspiriert, sich auf das Wesentliche zu besinnen.

“Im Jahr 2024 regiere ich”, denkt er, “aber möge meine Musik immer im Dienste Gottes stehen.” Und mit einem Lächeln auf den Lippen setzt er sich an die Orgel zu St. Florian und spielt, als gäbe es kein Morgen. “Aber Bruckner, der ist doch tot?” denken die Menschen, die das Orgelspiel hören. Hier täuschen sie sich: Bruckner lebt in den Tondichtungen, die für Blasorchester arrangiert wurden und in seinen Kompositionen für Orchester, in seinen Chorwerken, in den vielen Bearbeitungen für Ensembles und in seinen Solowerken. Hören Sie Musik von Anton Bruckner auf musicainfo.radio Playlist “Jetzt regiere ich: Bruckner zum 200. Geburtstag”.

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